Warum ist das Brautkleid weiß? – Einst liebten es die Bräute ‚bunt‘

Brautkleider in Rot-, Grün-, Blau oder gar in Schwarz? – heute kaum noch vorstellbar. Und doch waren bunte oder schwarze Brautkleider bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch die Regel. Das crème- oder weißfarbene Brautkleid, und damit in unseren Augen das Brautkleid schlechthin, setzte sich nämlich erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts langsam durch.

In der römischen Antike trugen die Bräute noch eine einfache weiße Tunika, also ein waden- oder knöchellanges Hemdgewand, das in der Taille von einem doppelten Wollgürtel gegürtet wurde, den allein der Ehemann in der Nacht wieder öffnen durfte. Darüber hinaus entschied sich Frau am Hochzeitstag für eine Stola, einen Schleier sowie Sandaletten – alles weitgehend in rötlichem Gelb oder safranfarben. Dies waren die damaligen Glücksfarben für Segen und finanziellen Wohlstand.

Im Mittelalter und in der Renaissance stand den reichen und hochwohlgeborenen Bräuten hingegen der Sinn eher nach prächtigen bunten Gewändern und extravaganter Ausstattung. Strahlend rote, grüne oder blaue Kleider sollten die Stellung der heiratswilligen Damen hervorheben. Da das Einfärben von Stoffen damals sehr teuer war, betonten die luxuriösen Roben den Reichtum der Braut und ihrer Familie. Aus gleichem Grund waren auch Stoffe aus Gold- oder Silberbrokat begehrt, die mit überbordenden Stickereien oder mit Halbedelsteinen versehen waren. Zuweilen wurde auch das Familienwappen eingearbeitet. Der ganze Luxus sollte den gesellschaftlichen Rang und die Macht der Brautfamilie gebührend zur Schau stellen.

Video: Welches Brautkleid für welchen Figurtyp?


Ganz anders sah dies jedoch bei der einfachen Bevölkerung aus! Bis Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sich nämlich die überwiegende Mehrheit keine Kleider leisten, die man nur an einem einzigen Tag bzw. lediglich zu einem einzigen Anlass trug. So wurde das schönste (Fest)Kleid im Schrank auch am Tag der Hochzeit getragen. Im städtischen Bürgertum und bei den Bauern auf dem Lande dominierte somit schlichtes Schwarz, das zudem am einfachsten zu reinigen war, oder regionale Tracht, die man auch beim normalen Kirchgang trug. Allein die Brautkrone war oftmals der einzige Schmuck. Zudem symbolisierte Schwarz auch den Ernst der Sache, denn eine Hochzeit wurde durch die Jahrhunderte hinweg vorwiegend als ‚ernst‘ empfunden – schließlich ging die Braut in den ‚Besitz‘ einer neuen Familie über. Die für uns selbstverständlichen Liebesheiraten waren weit bis ins 19. Jahrhundert hinein nur äußerst selten.

Bunt, Schwarz oder doch lieber Weiß? Der Adel als Trendsetter

Schwarz als Hochzeitsfarbe setzte sich seit Ende des 16. Jahrhunderts dann auch in großen Teilen der europäischen Oberschicht durch. Dies war dem dominierenden Einfluss des spanischen Hofes zu verdanken, der fast ausschließlich in schwarz gewandet war, um seine fromme Gesinnung und seine Gottesdemut zu bezeugen. Die Brautkleider bestanden in jenen Tagen aus einer schwarzen Robe mit langer Schleppe und Spitzenüberwürfen. Hinzu kamen noch Schürzen, die bestickt und mit Bändern verziert waren. Ganz anders gewandet zeigte sich jedoch im Jahre 1600 Maria de‘ Medici bei ihrer Heirat mit König Heinrich IV. von Frankreich. Sie stellte ein eierschalenfarbenes Seidenkleid zur Schau, das prächtig mit goldenen Stickereien verziert war. Seitdem wurden vor allem bei höfischen Hochzeiten immer wieder helle Brautkleider getragen. Seit dem 17. Jahrhundert galt das weiße Kleid schließlich als Symbol für Unschuld, Reinheit und Jungfräulichkeit der Braut.

Das übrige Volk bekam vom neuen Trend bei den Adelshochzeiten kaum etwas mit. Dies änderte sich erst mit zwei royalen Medienereignissen im 19. Jahrhundert. So war bereits die Presse zugegen, als 1840 Queen Victoria ihren geliebten Prinz Albert im weißen Kleid heiratete. Farblithografien der königlichen Hochzeit fanden weite Verbreitung. Als dann ein Jahr später Sissi in einem weißen Rüschen-Traum Kaiser Franz-Joseph ihr Ja-Wort gab, kannte der neue Trend kaum noch ein Halten. Vor allem junge Bräute aus der Oberschicht, also aus Adel und Großbürgertum, träumten nun von einer Hochzeit ganz in Weiß. Ein gleichfarbiger bauschiger Schleier sollte die Braut zudem wie ein kostbares Geschenk umhüllen. Dennoch blieben im gesamten 19. Jahrhundert auch noch farbige und schwarze Brautkleider beliebt, die praktischerweise nach der Hochzeit noch zu anderen wichtigen Anlässen getragen werden konnten.

Nachdem im späten 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung und dem Aufblühen des Bürgertums der Wohlstand in breite Kreise der Bevölkerung eindrang, setzte sich schließlich bis ca. 1920/30 der Trend zum weißen Brautkleid durch. Bis dahin hatte sich vor allem auf dem Lande noch die Tradition des schwarzen Brautkleids gehalten. Für jedes sog. ‚ehrbare Mädchen‘ schickte es sich nun, in der Farbe der Unschuld und Reinheit vor den Traualtar zu treten. Dementsprechend durften lange Zeit hindurch lediglich jungfräuliche Bräute in Weiß heiraten. Schwangeren hingegen waren bis ins 20. Jahrhundert hinein nur schwarze Kleider vorbehalten.

Ob farbig oder nicht - erlaubt ist, was gefällt …

Auch heutzutage sind die crème-, eierschalen- und vor allem reinweißen Brautkleider bei den heiratswilligen Ladies die weitaus beliebtesten. Vor allem bei der kirchlichen Hochzeit präsentieren sich Bräute gerne in Weiß. Wer es jedoch farbiger liebt, dem stehen aber selbstverständlich ebenfalls alle Möglichkeiten offen: Brautkleider in allen Stilrichtungen, Schnitten und Farben warten auf ihre Trägerinnen. Häufig entscheiden sich vor allem Frauen, die den großen Schritt nicht zum ersten Mal wagen, für ein farbiges Brautkleid. Und auch bei (rein) standesamtlichen Trauungen bevorzugen viele Bräute eher ein schlichtes, elegantes Kleid in Blau, Rot oder Anthrazit, das auch nach der Heirat noch getragen werden kann. Getreu nach dem Motto: ‚Erlaubt ist, was gefällt‘, wird somit heutzutage jede Braut mit ihrem ganz eigenen und individuellen Kleid glücklich werden. 

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